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Die Stadt & das Hochhaus

Zielsetzungen

Der städtische Standort und der Zusammenhang mit der Messe verlangen die Vermittlung unterschiedlichster Inhalte:

Bebauungsstruktur

Gerade jenseits der innerstädtischen Blockrandbebauung liegt das Grundstück. Die Bebauungsstruktur wechselt zu einem Solitärthema, das es in Frage zu stellen gilt. Wieviele Solitäre verträgt die Stadt an dieser Stelle? Der Stadtraum droht zu zerfallen, wenn nicht ein ausreichender Bebauungszusammenhang hergestellt wird, der augenblicklich noch nicht vorhanden ist.
Aus der Stadt kommend beginnt das Solitärthema mit dem ICC

Stadttor

 

Man erwartet eine Markierung der Situation, des Verlassens der Stadt, das Überschreiten einer historischen Stadtbegrenzung.
Ein historisches Vorbild der Situation wäre das Stadttor, welches die Öffnung in der Stadtmauer bewacht, und der Kontrolle der Passierenden dient. Heute benötigt man diese Kontrollfunktion nicht mehr, doch die räumliche Situation eines Stadttores wird immernoch hoch geschätzt.

Ein Stadttor jedoch müßte eigentlich auf der "städtischen Seite" liegen, mit dem S-Bahnring und der Autobahn vor der Stadt. Ein eigentliches Stadttor kann also nicht Ziel der räumlichen Ordnung sein.

Am Fluß

Vielmehr könnte man den S-Bahnring und die Autobahn mit einem Fluß vergleichen, an dem sich neue städtische Funktionen entwickeln. Wie an einem Fluß treffen auch hier inkompatible Verkehrssysteme aufeinander. Es entsteht die Notwendigkeit eines "Umschlagplatzes", eines Knotens im städtischen Netz. An diesem Knotenpunkt der verschiedenen Verkehrssysteme hat man die Lagegunst ein hochpotentes Bauwerk zu entwickeln.

Bewegung im städtischen Netz

Die Umgebung ist bestimmt durch den direkten Bezug zu den verschiedenen Netzkomponenten:

Das Verkehrsnetz mit seinen Subnetzen: Autobahn, S-Bahn, U-Bahn, öffentlicher Busverkehr, Städtischer Individualverkehr und Omnibusfernverkehr.
Das unterirdische Netz der fußläufigen Überquerung der Kreuzung, sowie der Zugang zum ICC.
Das Netz aus Sichtbeziehungen, das die Orientierung spendenden Gebäude einer Stadt verbindet und der Stadt eine visuelle Identität gibt.
Das unsichtbare Netz aus Informationen, die mit dem Bau- und Planungs- prozess eines solchen Projektes verbunden sind.

Die Bewegungen in diesen Netzstrukturen haben verschiedenste Arten der Fortbewegung ebenso wie unterschiedliche Geschwindigkeiten. Bewegung und Geschwindigkeit stellen jedoch das gemeinsame zentrale Thema für den Bauplatz dar.
Die Vertikalität des Hochhauses bildet den thematischen Gegensatz zur üblichen Horizontalität städtischer Bewegungen.

Repräsentation der Messe

Jenseits der Notwendigkeit auf die städtischen Gegebenheiten zu reagieren soll das Hochhaus als Aushängeschild der Berliner Messe funktionieren. Wie der Funkturm in den 20er Jahren als Symbol des neuen Mediums Radio geschaffen wurde, so soll das Hochhaus das neue Image artikulieren, das durch die Revolutionierung der Kommunikation und Information in den vergangenen Jahren entstanden ist.

Ein Knotenpunkt in einem globalen dezentralen Netzwerk der Informationen und Bewegung.

Zerlegbarkeit, Vorfertigung, modulares Bauen, Veränderbarkeit, Flexibilität und Variabilität sind die architektonischen Themen, die der Messebau als Anregung beisteuert. Ein Hochhaus ist eine Bauaufgabe, die sich genau mit diesen Themen auch auseinandersetzten muß. Um in einer akzeptablen Zeitspanne ein derart großes Gebäude errichten zu können, ist weitgehende Vorfertigung ein unverzichtbares Mittel. Die angestrebte lange Nutzungsdauer diktiert eine größtmögliche Flexibilität für das Gebäude, um sich späteren Umnutzungen mit minimalem Aufwand anpassen zu können.

   
   

der Bebauungsplan

stadtentwicklung.berlin.de
 

pro

  • nimmt das von Norden her kommende Blockrandkonzept auf
  • Schafft klare Stadträume und Kanten
  • interpretiert das Block-Solitär-Thema des "Haus des Rundfunks"
 

contra

  • entwickelt das Vorhandene Solitärthema nicht konsequent weiter
  • Versucht eine an dieser Stelle unangemessene Kleinteiligkeit herzustellen

 

 
   

die Scheibe

 

pro

  • interressante richtungsgebende Wirkung entlang der Autobahn
  • gute Belichtung der Nutzflächen

 

 

contra

  • wenig schlanke Wirkung von der Stadt aus gesehen

 

 
   

der Turm

 

pro

  • gleichwertige Fernwirkung aus beiden Richtungen

 

contra

  • weniger gute Belichtung des Kerns als bei einer Scheibe
 
   
highrise.

Ein frei gewähltes Diplomthema im Studiengang Architektur
am Lehrstuhl Architekturdarstellung und Architekturinformatik
Dipl.-Ing. M.Arch. Jörg Rügemer - Gastprofessor
an der BTU Cottbus von Janek Pfeifer