flexible.highrise

x · y · z = f (t) = (x / 360) · h   [m³]

 

Stapelung gleichförmiger (in sich flexibler) Geschosse

Die Anforderungen an Hochhäuser haben sich verändert. Beschränkte man sich bisher darauf möglichst stützenfreie Geschoßflächen vorzusehen, um die Flexibilität des einzelnen Geschoßes möglicht hoch zu halten, so geht der Trend heute zu Tragwerken, die in der Lage sind darüber hinaus einzelne oder mehrere Geschoßdecken zu durchstoßen, zu verlegen oder gar gänzlich zu entfernen um eine Flexibilität auch in vertikaler Richtung zu erreichen. Die Stapelung gleichförmiger Geschosse gehört, glaubt man den forschenden Fachleuten, der Vergangenheit an.
Betrachtet man übliche Geschoßgrundrisse von Hochhäusern, so ist aus wirtschaftlichen Gründen bei turmartigen Gebäuden normalerweise eine Geschoßfläche von mindestens 35 · 35 = 1225 m² zu finden bei einer Raumhöhe von selten mehr als 3 Metern. Die Flächen werden üblicherweise in zahlreiche Einzelbüros unterteilt - von der Vertikalität des Gebäudeäußeren bleibt nur der sich ergebende schöne Ausblick.
Außenliegende Treppenhäuser und Aufzugsysteme bilden oft den einzigen Ausdruck der Vertikalität für den Benutzer des Hochhauses.

Nutzungsdauer

Die Natur eines Hochhausprojektes bringt es mit sich, dass langere Nutzungszeiträume zur Kalkulation zur Verfügung stehen, da ein Hochhaus im Allgemeinen von besonderer baulicher und symbolischer Qualität ist. Es kommen hochwertige Materialien zum Einsatz, und Dauerhaftigkeit und hervorragende Verarbeitung werden angestrebt. All diese Werte sollen schließlich den Großartigkeitsanspruch des Bauherren bzw. des späteren Nutzers repräsentieren.

Zielsetzung: Vertikale Flexibilität

Während dieser angestrebten langen Nutzungsdauer ist davon auszugehen, dass sich die Nutzung im Innern des Hochhauses mehrfach ändern wird. Die Struktur des Gebäudes muß sich diesen Veränderungen flexibel anpassen können. Dazu gehört nicht nur die Veränderung von Grundrissaufteilungen, sondern auch die vertikale Flexibilität. Ein Mieter könnte den Wunsch haben seine Mietflächen zu vergrößern. Wird dann zufällig ober- oder unterhalb der anfangs angemieteten Flächen Raum frei, so sollte dieser direkt erschließbar sein und das Tragwerk sollte die nötige Flexibilität aufweisen, die Räume verbinden zu können.

Aufgrund neuer Kommunikationsmedien verliert die zusammenhängende Mietfläche immer mehr an Bedeutung. Es ist also auch vorstellbar, dass sich ein Mieter an verschiedenen Stellen im Haus einzelne kleinere Volumina mietet, die durch einen virtuellen Zusammenhang verbunden sind.
Weiter gedacht könnte, wie es in vielen Firmen zeitlich bereits praktiziert wird der Gleitraum eigeführt werden. Analog zur Organisation der Arbeitszeit als Gleitzeit gäbe es Kernvolumina und nur zeitweise genutzte (Gleit-) Räume, die sich verschiedene Nutzer teilen.
Eine vollständige Vermietung ist daher weder nötig noch wünschenswert. Vielmehr sind kleinere Freiräume zwischen den genutzten Einheiten als Lufträume vorzusehen, die, solange sie nicht gebraucht werden, als öffentliche Räume allen Nutzern des Hochhauses zur Verfügung stehen; und darüber hinaus auch Externen Nutzern für begrenzte Zeiträume angeboten werden können.

Der öffentliche Raum innerhalb des Hochhauses wird natürlich niemals dem Öffentlichen Städtischen Raum gleichen können, da er sich innerhalb einer privatwirtschaftlichen, kontrollierten Einheit befindet. Dennoch dient der Öffenliche Städtische Raum als Vorbild und es sind alle Qualitäten und Probbleme zu erwarten. Als neuer Faktor kommt die Veränderbarkeit des räumlichen Gefüges hinzu. Öffentliche Städtische Räume sind baurechtlich und durch politische Entscheidungen langfristig festgelegt. Der öffentliche Raum innerhalb eines Hochhauses gehorcht aber vielmehr den Regeln, die der Betreiber willkürlich festlegen kann. Die Veränderung wirtschaftlicher Voraussetzungen wird hier also deutlich stärkeren Einfluß haben als im Städtischen Öffentlichen Raum.
Um dennoch ein dauerhaft funktionsfähiges "Vertikales Stadtviertel" zu bekommen bedarf es also einer Architektur, die ein Minimum an öffentlicher Fläche festlegt - ja besser noch erzwingt.
   
   
   
   
highrise.

Ein frei gewähltes Diplomthema im Studiengang Architektur
am Lehrstuhl Architekturdarstellung und Architekturinformatik
Dipl.-Ing. M.Arch. Jörg Rügemer - Gastprofessor
an der BTU Cottbus von Janek Pfeifer