Frei Ottos Konzept ist, ´sich etwas entwickeln zu lassen, es aber auch schützend und verantwortlich in der Hand zu behalten. Dabei geht es um die Modellierung von Prozessen und nicht um den Entwurf eines Formenkanons. ´Man darf die Dinge nicht mit baumeisterlicher Brutalität entwerfen wollen, sondern man muß spüren, was diese Konstruktionen von selbst tun wollen und wie sie sich gestalten. Gleichzeitig muß man dafür sorgen, daß sie tun, was angestrebt ist.´ Im Gegensatz zu herkömmlichen Bauten richtet sich die Form selbständig nach der Art der Beanspruchung aus. Dabei ordnet sich teilweise ihre ´innere´ Struktur (Gitternetz) aufgrund von inneren und äußeren Wechselwirkungen. Sie passen sich äußeren Bedingungen, ähnlich einem Baum im Wind, an, fallen aber letztendlich immer wieder in ihre Ursprungsform zurück. Es handelt sich also um keinen evolutionären Entwicklungsvorgang, da die neue Organisationsform sich nicht dauerhaft durchsetzt. Der Entwerfer wird zum Experimentator, er setzt Randbedingungen und stellt Fragen. Form und Konstruktion werden bei diesem Verfahren als Synthese verstanden. Sie sind nicht wie im klassischen Entwurf voneinander getrennt und können sich so kaum widersprechen.(Arch+ 121) So entsteht eine Optimierung der Gestalt, die zu einer hohen inneren Ordnung führt. Text von Axel Grischow